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Interview mit Karl Matthäus Schmidt von quirion

Die Köpfe der Robo Advisor Branche

Autor: Michael Beutel  Update: 21. Juli 2021

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Karl Matthäus Schmidt, Gründer von quirion

Jede Geschichte hat ihren Ursprung. Was hat dich dazu bewogen, dich hauptberuflich mit Robo Advisor auseinanderzusetzen?

Karl Matthäus Schmidt: Da muss ich ein klein wenig ausholen. Ich beschäftige mich eigentlich schon mein ganzes Berufsleben mit dem Thema Geldanlage und der Frage, wie wir möglichst vielen Menschen die Chancen der Kapitalmärkte zugänglich machen. Während meines Studiums habe ich selber aktiv getradet und war entsetzt über die unverschämt hohen Gebühren, die die Banken für die Weiterleitung und Ausführung eines Auftrags verlangt haben.

Die Folge war, dass ich mit Consors einen der ersten Online-Broker Deutschlands gegründet und aufgebaut habe. Allerdings verlieren beim aktiven Trading die meisten Menschen Geld. Deshalb habe ich mich nach dem Verkauf von Consors eher dem Thema Vermögensaufbau gewidmet.

Mit der Quirin Privatbank habe ich die erste und bis heute einzige Bank aufgebaut, die ohne Provisionen – und damit ausschließlich im Interesse des Kunden – berät. Dieses Honorarberatungsprinzip setzte aber eine relativ hohe Mindestanlagesumme voraus. Und damit bin ich dann bei deiner eigentlichen Frage: Ich wollte diese Form der Geldanlage auch für kleinere Beträge möglich machen. Dafür habe ich 2013 die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt und das Quirin-Prinzip in die Onlinewelt übertragen. Das war die Geburtsstunde von quirion.

Was ist denn an deinem Beruf das Schönste? Was gefällt dir am besten?

Karl Matthäus Schmidt: Ich bin zutiefst davon überzeugt, etwas sinnvolles zu tun. Auch wenn es ja leider viele Menschen gibt, die der Meinung sind, der Kapitalmarkt sei etwas Böses. Dabei ist das Gegenteil richtig. Wären mehr Menschen über Aktien oder noch besser ETFs an der Wirtschaftsleistung direkt beteiligt, wäre das eine gute Versicherung gegen potenzielle Altersarmut. Ich bin deshalb auch ein großer Verfechter, einen Teil des Rentensystems in diese Richtung umzustellen. Das Argument, Börse sei nur etwas für Reiche ist nämlich Quatsch.

Was war für dich auf der Reise bis jetzt ein positives Highlight und was ein Rückschlag?

Karl Matthäus Schmidt: Highlights gibt es sicher mehrere. Der Erfolg mit Consors war natürlich unglaublich. Aber auch die Tatsache, mit Quirin als kleinere Bank gegen die großen Häuser bestehen zu können, macht mich stolz. Aber natürlich gibt es auch immer wieder mal Rückschläge. Der Verkauf von Consors beispielsweise, der durch eine Krise der von meiner Familie gegründeten und geführten Schmidtbank notwendig wurde. Das hat mich und die ganze Familie sehr belastet. Zum Glück ist das fast 20 Jahre her und seitdem gab es dann insbesondere mit der tollen Entwicklung bei Quirin und quirion wieder Highlights.

Was sind die Dinge, die dich motivieren und inspirieren?

Karl Matthäus Schmidt: Wenn ich mit Kunden spreche und erlebe, wie zufrieden sie mit uns und unserer Arbeit sind. Viele Kunden ärgern sich sogar, nicht schon früher zu uns gewechselt zu sein. So etwas zu hören, ist Motivation pur. Ebenso motiviert es mich zu sehen, dass immer mehr Kunden einer digitalen Vermögensverwaltung wie quirion ihr Geld anvertrauen. Hier sehe ich noch ein riesiges Potenzial für weiteres Wachstum – schließlich liegen Billionen von Euros auf Giro- und Tagesgeldkonten und verlieren dort jeden Tag an Wert.

Inspiration hole ich mir in Gesprächen mit den vielen jüngeren Kolleginnen und Kollegen bei Quirin und quirion oder mit meinem ältesten Sohn, der sich sehr für die aktuellen Themen wie Kryptowährungen oder NFTs interessiert. Ich glaube, die Digitalisierung wird in unserem Geschäft noch vieles verändern. Da möchte ich am Ball bleiben.

Wie bildest du dich weiter?

Karl Matthäus Schmidt: Diese Gespräche sind oft wie eine Weiterbildung für mich. Wir können den Jüngeren nicht nur viel beibringen, sondern auch viel von ihnen lernen. Ansonsten versuche ich, so viel wie möglich zu lesen, um bei den aktuellen Themen informiert zu sein.

Verrate uns keine finanziellen Details, aber wie legst du selbst Geld an?

Karl Matthäus Schmidt: Auch hier hat es eine meinem Werdegang entsprechende Entwicklung gegeben. Früher habe ich auch sehr aktiv gehandelt, musste mir aber letztlich eingestehen, dass der Erfolg überschaubar war. Mittlerweile lege ich mein Geld deshalb nach unserem eigenen Anlageprinzip an: Möglichst breit gestreut und kostengünstig in ETFs. Und dann bin ich ja nicht nur Gründer von quirion, sondern als CEO der Quirin Privatbank genau wie mein Vorstandskollege auch an unserer Bank beteiligt. Auch das unterscheidet uns von den klassischen Banken mit angestellten Managern, die dann regelmäßig ausgetauscht werden.

karl matthäus schmidt

-gründer, quirion-

Die Deutschen müssen erkennen, dass eine breit gestreute Anlage in Aktien und Anleihen, idealerweise kostengünstig über ETFs und passend zum Risikoprofil, nichts mit Zockerei und Spekulation zu tun. Und genau das bieten Robo-Advisor.

Was ist euer Erfolgsrezept für den Kunden?

Karl Matthäus Schmidt: Dass unser Bestreben, den Kunden in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen, kein Marketingspruch, sondern Realität ist. Das merken die Kunden. Nehmen wir das Beispiel quirion. Wir bieten hier eine digitale Vermögensverwaltung an, für die wir eine Gebühr von 0,48 Prozent berechnen. Und dann legen wir das Geld in kostengünstigen ETFs an, so dass die Produktkosten im Bereich von 0,15 bis 0,17 Prozent liegen. Das können wir auch deshalb machen, weil wir an keine Fondsgesellschaft gebunden sind oder andere Interessen eine Rolle spielen. Wir sind hier wirklich komplett unabhängig. Gibt es bessere oder günstigere Produkte und lohnt sich ein Tausch aus Kundensicht, werden ETFs im Portfolio ausgetauscht – fertig.

Wo siehst du die größten Herausforderungen in der Digitalisierung der Geldanlage?

Karl Matthäus Schmidt: Ehrlich gesagt lauern die Herausforderungen für uns gar nicht so in der Digitalisierung von Geldanlage. Sehr viele Menschen nutzen Online-Banking oder haben online Tagesgeldkonten eröffnet. Das ist mittlerweile gelernt und immer weniger ein Problem. Das Filialsterben bei den klassischen Banken wird dazu führen, dass auch die verbleibenden Digitalskeptiker – notgedrungen – immer weniger werden.

Unsere größte Herausforderung ist die immer noch unterentwickelte Aktienkultur in Deutschland. Die Deutschen müssen erkennen, dass eine breit gestreute Anlage in Aktien und Anleihen, idealerweise kostengünstig über ETFs und passend zum Risikoprofil, nichts mit Zockerei und Spekulation zu tun. Und genau das bieten Robo-Advisor. Wir stehen für langfristigen und soliden Vermögensaufbau.

Wie sieht deiner Meinung nach die Zukunft des Robo Advisor Marktes aus?

Karl Matthäus Schmidt: Sehr gut. Das Marktpotenzial für Robos ist gigantisch groß. Das zeigt auch ein Blick in andere Länder, wo schon viel mehr Geld bei digitalen Vermögensverwaltern angelegt ist. In Deutschland gibt es sehr viele Menschen, die sich um ihre Geldanlage nicht aktiv kümmern möchten oder können – aus welchen Gründen auch immer. Für diese und viele andere Zielgruppen sind Robos eine hervorragende Lösung. Wenn du dir dann noch ansiehst, wie viel Geld in teuren, aktiv gemanagten Aktien- oder Mischfonds angelegt ist, wird sichtbar, wie groß der Markt ist. Allerdings glaube ich nicht, dass wir in Deutschland dauerhaft 30 oder sogar noch mehr Anbieter von Robo Advice haben werden. Hier wird es zu einer Konsolidierung kommen, viele Robos sind einfach zu klein. Zum Glück sind wir schon heute einer der größten Robos in Deutschland – und wachsen weiter.

Wie kann es gelingen, mehr Menschen in Deutschland auf Robo Advisor aufmerksam zu machen?

Karl Matthäus Schmidt: Indem wir immer wieder klarmachen, was Robo Advisor eigentlich sind und wie sie arbeiten. Da haben nämlich immer noch sehr viele Menschen gar kein oder ein falsches Bild vor Augen. Die einen glauben, dass sich Maschinen völlig unkontrolliert um das angelegte Geld kümmern – ihnen fehlt die menschliche Komponente. Die anderen erwarten, dass der Robo-Advisor eine Glaskugel hat, mit der er die Entwicklung an den Finanzmärkten exakt voraussagt. Das ist natürlich unmöglich, trotzdem kann diese Erwartung zu Enttäuschungen führen.

Für quirion kann ich klar sagen: Bei uns entscheiden Menschen über die Zusammensetzung der ETF-Portfolios – und zwar nach dem aktuellen Stand der Kapitalmarktforschung. Und wir arbeiten prognosefrei, weil niemand kontinuierlich korrekte Prognosen erstellen kann. Das ist mittlerweile eindeutig belegt. Wir müssen also immer wieder erläutern, was ein Robo genau kann – und was nicht.

Für quirion würde ich es so formulieren: Wir erstellen auf wissenschaftlicher Basis ein kostengünstiges ETF-Portfolio, dessen Zusammensetzung optimal zum Chance-/Risikoprofil des Anlegers passt. Während das Geld angelegt ist, sorgen wir dafür, dass dieses optimale Profil beibehalten wird.

Vielen Dank für dieses Interview und deine Zeit. Was möchtest du unseren Lesern zum Abschluss noch mit auf den Weg geben?

Karl Matthäus Schmidt: Wenn ihr euch bisher noch nicht an das Thema Aktien und ETFs ran getraut habt, macht es. Probiert es aus und habt Geduld, wenn es nicht sofort steil nach oben geht. Bewahrt auch bei größeren Bewegungen Ruhe und freut euch mittel- und langfristig über eine attraktive Rendite. Wenn ihr schon aktiv seid, ist das super – hier würde ich nur den Tipp mitgeben: Lasst euch nicht von vermeintlich heißen Tipps und Trends verleiten. In den meisten Fällen geht das nicht gut aus. Streut eure Anlage möglichst breit und freut euch auch über die langfristige Wertentwicklung.

Der Interviewer

Michael Beutel ist Gründer von Geldanlage-digital und seit über 20 Jahren leidenschaftlicher Börsianer. Als Dipl.-Volksw. / Dipl.-Kfm. sammelte er langjährige Erfahrungen im Finanzbereich und im Aufbau digitaler Geschäftsmodelle. Mit der Plattform Geldanlage-digital bringt er Transparenz in den Markt der digitalen Geldanlage und unterstützt Privatanleger dabei, den richtigen Robo Advisor zu finden.

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