Niemand redet gerne darüber.
Aber ich sage es dir jetzt:
Dein Anlagehorizont ist wichtiger als deine Rendite.
Klingt verrückt?
Dann hör zu:
Du kannst die beste Aktie der Welt kaufen. Wenn du zur falschen Zeit verkaufen musst, verlierst du trotzdem Geld.
Ich habe es 2000 erlebt. Fast mein gesamtes Kapital war weg.
Der Grund war nicht die Dotcom-Krise.
Der Grund war: Ich hatte keinen klaren Anlagehorizont.
Heute mache ich diesen Fehler nicht mehr. Und du musst ihn auch nicht machen.
In diesem Artikel verrate ich dir:
- Die 3 Zeithorizonte, die über deine gesamte Strategie entscheiden
- Warum selbst erfahrene Anleger beim Anlagehorizont scheitern (und wie du es vermeidest)
- Das System, mit dem ich seit Jahren entspannt investiere – egal was an der Börse passiert
Lass uns loslegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Definiere deinen Anlagehorizont vor jeder Anlage: Lege fest, wie lange du dein Geld nicht brauchst, so vermeidest du teure Panikverkäufe während eines Crashs.
- Kurzer Anlagehorizont (bis 3 Jahre) = Sicherheit geht vor: Wenn du dein Geld bald brauchst, setze auf Tagesgeld oder Tagesgeld-Alternativen. Aktien sind hier zu riskant.
- Mittelfristiger Anlagehorizont (3−10 Jahre) = ausgewogene Mischung: Nutze eine Kombination aus sicheren Anlagen und Robo Advisor, die dein Portfolio automatisch ausbalancieren.
- Langfristiger Anlagehorizont (ab 10 Jahre) = maximale Rendite: Setze auf ETFs und Aktien. Nutze das Kerndepot-Spieldepot-Modell: 90 % passiv anlegen, 10 % als Spieldepot für Einzelaktien.
- Passe deinen Anlagehorizont an dein Alter an: Mit 30 kannst du aggressiv investieren (80−100 % Aktien), mit zunehmendem Alter reduzierst du das Risiko schrittweise.
- Vermeide typische Fehler: Investiere nicht in Aktien, wenn du das Geld bald brauchst. Halte immer einen Notgroschen bereit. Starte nie ohne klaren Plan.
Was der Anlagehorizont wirklich bedeutet
Der Anlagehorizont ist der Zeitraum, für den du dein Geld anlegen kannst, ohne es vorher zu brauchen.
Das klingt simpel. Ist es aber nicht.
Viele Anleger machen einen fatalen Fehler: Sie investieren in Aktien oder ETFs, obwohl sie das Geld in zwei Jahren für ein Auto brauchen.
Dann kommt ein Börsencrash. Panik. Sie verkaufen mit Verlust.
Der Anlagehorizont richtet sich nach drei Faktoren:
- Deinem Anlageziel: Willst du in drei Jahren ein Auto kaufen oder in 25 Jahren in Rente gehen?
- Deiner Lebenssituation: Stehst du am Anfang deiner Karriere oder kurz vor dem Ruhestand?
- Deiner Risikobereitschaft: Kannst du nachts ruhig schlafen, wenn dein Depot um 20 Prozent fällt?
Ich selbst habe 2000 während der Dotcom-Krise fast 80 Prozent meines Kapitals verloren. Der Grund? Ich hatte keinen klaren Anlagehorizont. Ich wollte schnell reich werden und verkaufte in Panik zur Unzeit.
Heute weiß ich: Wer seinen Anlagehorizont kennt, trifft bessere Entscheidungen.
Die drei Anlagehorizonte im Detail
Es gibt drei grundsätzliche Zeithorizonte. Jeder erfordert eine andere Strategie.
Kurzfristiger Anlagehorizont: bis 3 Jahre
Bei einem kurzen Anlagehorizont steht Sicherheit vor Rendite.
Wenn du das Geld in absehbarer Zeit brauchst, kannst du dir keine großen Schwankungen leisten.
Ein Börsencrash zur falschen Zeit und dein Kapital ist weg.
Typische Situationen für kurze Anlagehorizonte:
- Du sparst für eine Anzahlung auf eine Immobilie
- Du planst eine größere Anschaffung wie ein Auto
- Du legst eine Notfallreserve an
Die passenden Anlageformen:
- Tagesgeld: Jederzeit verfügbar, aktuell gibt es Zinsen, die die Inflation ausgleichen.
- Tagesgeld-Alternative: Ebenfalls jederzeit verfügbar, aber höhere Zinsen als die Inflation
Von Aktien und ETFs würde ich dir bei kurzen Zeiträumen abraten. Das Risiko ist zu hoch.
Selbst ein Jahr vor dem geplanten Verkauf kann ein Crash kommen. Dann stehst du vor der Wahl: Verlust realisieren oder länger warten.
Wichtig: Auch bei kurzen Anlagehorizonten solltest du die Inflation bedenken. Bei 2 Prozent Inflation und 1,5 Prozent Zinsen verlierst du real Kaufkraft.
Mittelfristiger Anlagehorizont: 3 bis 10 Jahre
Bei mittleren Zeiträumen geht es um eine ausgewogene Mischung aus Sicherheit und Rendite.
Du hast mehr Spielraum als bei kurzen Anlagehorizonten. Kursschwankungen können sich über die Jahre wieder ausgleichen.
Aber du musst trotzdem aufpassen.
Typische Situationen:
- Du sparst für eine größere Renovierung
- Du planst in fünf Jahren ein Sabbatical
- Du möchtest mittelfristig Vermögen aufbauen
Die Strategie: Kombiniere verschiedene Anlageklassen. Ein Teil in sicheren Anlagen wie Tagesgeld, ein Teil in Robo Advisor.
Robo Advisor kombinieren verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und manchmal Rohstoffe. Sie streuen das Risiko breiter als reine Aktien-ETFs. Die Schwankungen fallen meist moderater aus.
Außerdem passen diese digitalen Vermögensverwalter dein Portfolio automatisch an und halten die Balance zwischen Sicherheit und Rendite.
Bei Geldanlage-Digital haben wir aktuell in über 30 verschiedenen Robo Advisor Strategien investiert. Was ich dabei gelernt habe: Automatisches Rebalancing ist Gold wert. Es sorgt dafür, dass dein Portfolio immer im Gleichgewicht bleibt, ohne dass du ständig eingreifen musst.
Langfristiger Anlagehorizont: ab 10 Jahre
Bei langen Zeiträumen zählt die Rendite mehr als die Verfügbarkeit.
Je länger dein Anlagehorizont, desto mehr Schwankungen kannst du aussitzen. Die Geschichte zeigt: Langfristig gleichen sich Verluste wieder aus.
Wer ein Weltportfolio über 15 Jahre hält, hat historisch immer Gewinn gemacht.
Typische Situationen:
- Altersvorsorge
- Vermögensaufbau für die Kinder
- Finanzielle Unabhängigkeit in 20 Jahren
Die passenden Anlageformen:
- ETFs: Kostengünstig, breit gestreut, langfristig renditestark
- Aktien: Höhere Schwankungen, aber auch höhere Renditechancen
- Fonds: Aktiv verwaltet, meist teurer als ETFs
Bei langen Anlagehorizonten empfehle ich dir das Kerndepot-Spieldepot-Modell:
90 Prozent deines Geldes legst du passiv mit einem Robo Advisor an. Das ist dein Kern. Langfristig, regelbasiert, emotionslos.
10 Prozent kannst du als Spieldepot in einem Neobroker nutzen. Hier testest du Einzelaktien, lernst die Märkte kennen und sammelst Erfahrungen. Aber ohne dein Kerndepot zu gefährden.
Ich selbst nutze dieses Modell seit Jahren. Der Kern läuft auf Autopilot über einen Robo Advisor. Das Spieldepot nutze ich, um Branchen besser zu verstehen und gelegentlich eine Einzelaktie zu kaufen.
Der große Vorteil: Du bleibst in Crashs ruhig. Denn du weißt: Dein Kern läuft weiter. Das Spieldepot ist nur zum Lernen da.
Warum viele beim Anlagehorizont scheitern
Es gibt drei typische Fehler, die ich immer wieder sehe.
Fehler 1: Zu kurz gedacht
Du investierst in Aktien, aber brauchst das Geld in zwei Jahren. Kommt ein Crash, verkaufst du mit Verlust.
Die Lösung: Sei ehrlich zu dir selbst. Wenn du das Geld bald brauchst, gehört es nicht in Aktien.
Fehler 2: Zu lang gedacht
Du bindest dein gesamtes Geld für 20 Jahre in illiquide Anlagen. Dann kommt eine unerwartete Ausgabe. Du kannst nicht ran.
Die Lösung: Baue zuerst einen Notgroschen auf. Drei bis sechs Monatsausgaben sollten als Puffer auf dem Tagesgeldkonto liegen.
Fehler 3: Planlos gestartet
Du investierst einfach drauflos, ohne zu wissen, wann du das Geld wieder brauchst.
Die Lösung: Definiere vor jeder Anlage klar deinen Zeithorizont. Schreib ihn auf. Halte dich dran.
Anlagehorizont und Risiko: Diese Regel musst du kennen
Je kürzer dein Anlagehorizont, desto geringer sollte dein Risiko sein.
Das klingt logisch. Aber viele ignorieren es.
Die Wissenschaft ist eindeutig: Aktien schwanken kurzfristig stark. Über ein Jahr kann der Verlust bei 40 Prozent liegen. Über 15 Jahre hat ein Weltportfolio historisch aber immer Gewinn gebracht.
Die Konsequenz: Nur Geld, das du mindestens mehrere Jahre nicht brauchst, gehört in Aktien oder ETFs.
Bei kürzeren Zeiträumen wählst du ein schwankungsärmeres Investment. Die Rendite ist niedriger. Dafür schläfst du ruhig.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Stell dir vor, du hast 20.000 Euro und möchtest in drei Jahren ein Auto kaufen. Du investierst alles in einen MSCI World ETF. Nach zwei Jahren kommt ein Crash. Dein Depot steht bei 14.000 Euro.
Was machst du jetzt?
Entweder du verkaufst mit 6.000 Euro Verlust. Oder du verschiebst den Autokauf um Jahre. Beides ist keine gute Lösung.
Hättest du die 20.000 Euro in eine Tagesgeld-Alternative gelegt, hättest du nach drei Jahren dein Kapital plus Zinsen. Kein Stress. Kein Verlust.
So passt du deinen Anlagehorizont an deine Lebenssituation an
Deine Lebenssituation bestimmt deinen Anlagehorizont.
Mit 30 Jahren hast du noch mehrere Jahrzehnte bis zur Rente. Dein Anlagehorizont ist lang. Du kannst aggressive Strategien fahren. 80 bis 100 Prozent Aktienquote sind drin.
Mit 50 Jahren hast du noch 15 Jahre bis zur Rente. Dein Anlagehorizont wird kürzer. Du reduzierst die Aktienquote langsam. 60 bis 70 Prozent Aktien, der Rest in Anleihen oder Festgeld.
Mit 60 Jahren stehst du kurz vor der Rente. Dein Anlagehorizont ist kurz. Du schichtest weiter um. 40 bis 50 Prozent Aktien, der Rest sicher angelegt.
Das nennt man Life-Cycle-Strategie. Manche Robo Advisor machen das automatisch. Sie passen dein Portfolio an dein Alter an.
Doch Achtung: Das gilt nur für den Teil deines Vermögens, den du später nicht vererben möchtest. Ein geplantes Vermögen, das später vererbt werden soll, sollte auch mit 60+ Jahren in renditestarke Investments gepackt werden.
Praxis-Tipp: So legst du deinen Anlagehorizont fest
Nimm dir jetzt einen Zettel und beantworte diese Fragen:
- Wofür spare ich? (Ziel definieren)
- Wann brauche ich das Geld spätestens? (Zeithorizont)
- Kann ich einen Crash von 25 Prozent aussitzen? (Risikobereitschaft)
Aus den Antworten ergibt sich deine Strategie:
- Ziel in unter 3 Jahren? Tagesgeld-Alternative
- Ziel in 3 bis 10 Jahren? Mischung aus sicheren Anlagen und ETFs oder Robo Advisor
- Ziel in über 10 Jahren? Ein Kerndepot sowie ein Spieldepot.
Wichtig: Definiere für jeden Sparbetrag einen eigenen Anlagehorizont. Die 5.000 Euro für das Auto haben einen anderen Horizont als die 50.000 Euro für die Rente.
Häufige Fragen zum Anlagehorizont
Kann ich meinen Anlagehorizont nachträglich ändern?
Ja. Aber es kann Nachteile haben. Wenn du früher aussteigen musst als geplant, könntest du Verluste realisieren.
Besser: Plane realistisch und lasse Puffer.
Was mache ich, wenn ich das Geld doch früher brauche?
Prüfe, ob du andere Quellen anzapfen kannst. Verkaufe nur im Notfall.
Falls du verkaufen musst: Verkaufe zuerst die sicheren Anlagen, nicht die Aktien im Minus.
Ist ein langer Anlagehorizont immer besser?
Nein. Es kommt auf deine Situation an. Wenn du in drei Jahren ein Haus kaufen willst, nützt dir ein 20-Jahres-Horizont nichts.
Wähle den Horizont nach deinem echten Bedarf.
Der Anlagehorizont entscheidet über deinen Erfolg
Der Anlagehorizont ist keine Nebensache. Er ist die Grundlage deiner gesamten Anlagestrategie.
Die wichtigsten Punkte:
- Definiere vor jeder Anlage klar, wann du das Geld brauchst
- Wähle deine Anlageform nach dem Zeithorizont: kurz = sicher, lang = renditestark
- Nutze das Kerndepot-Spieldepot-Modell für emotionale Stabilität
- Passe deinen Anlagehorizont an deine Lebensphase an
In über 25 Jahren an der Börse habe ich gelernt: Erfolgreiche Anleger haben nicht die besten Strategien. Sie haben die Disziplin, ihre Strategie durchzuhalten.
Und genau dabei hilft dir ein klar definierter Anlagehorizont.
