Hier kommt die schlechte Nachricht über klassische Bankprodukte:
Kündigungsfristen von 3 Monaten.
Rücknahmegebühren von 5 %.
Strafzinsen bei vorzeitiger Auflösung.
Jetzt die gute Nachricht über Robo Advisor Auszahlungen:
Nichts davon.
Du kommst jederzeit, ohne Angabe von Gründen, an dein Geld. Ohne Strafgebühren. Ohne nervige Beratergespräche. Ohne Wartezeit.
Das ist Freiheit.
Aber Vorsicht: Diese Freiheit kann auch zur Falle werden.
In diesem Artikel erfährst du:
- Wie du schnell und unkompliziert Auszahlungen beauftragst
- Warum diese Flexibilität ein Vorteil ist – und wann sie gefährlich wird
- Was beim Rebalancing während der Auszahlung passiert
- Die 3 häufigsten Fehler, die Anleger bei Auszahlungen machen
Auszahlungen funktionieren schnell und unkompliziert
Du kannst jederzeit online eine Auszahlung beauftragen, entweder eine Teilauszahlung oder die komplette Auflösung deiner Anlage.
Die meisten Robo Advisor bieten dir zwei Wege: Du loggst dich in deinen Account ein, öffnest deine Anlage und wählst entweder "Einmalige Auszahlung" oder richtest einen "Auszahlplan" ein.
Bei einer einmaligen Auszahlung ziehst du meistens einen Schieberegler oder gibst den Betrag manuell ein. Der Robo Advisor verkauft dann die entsprechenden Wertpapiere und überweist dir das Geld auf dein hinterlegtes Referenzkonto.
Wichtig: Auszahlungen gehen immer nur auf dein Referenzkonto. Das ist ein Sicherheitsmerkmal, um Betrug und Missbrauch zu verhindern. Du kannst nicht einfach sagen "Überweise mal auf das Konto meiner Schwester".
Die Dauer variiert je nach Anbieter und Strategie. Bei klassischen ETF-Portfolios dauert es typischerweise 3 bis 4 Bankarbeitstage, bis das Geld auf deinem Konto ist.
Bei komplexeren Strategien oder Zinsprodukten kann es auch bis zu einer Woche dauern.
Der Ablauf ist immer gleich: Verkauf der Wertpapiere, Gutschrift auf dem Verrechnungskonto, Überweisung auf dein Referenzkonto.
Aus eigener Erfahrung: Ich habe bei mehreren Robo Advisorn schon Auszahlungen getestet. In den meisten Fällen war das Geld nach 3 bis 5 Werktagen verfügbar. Nur einmal dauerte es länger, weil der Auszahlungstermin auf einen Freitag vor einem langen Wochenende fiel. Plane also für wichtige Zahlungen lieber ein paar Tage Puffer ein.
Mindestbeträge beachten: So viel musst du mindestens auszahlen lassen
Einmalige Auszahlungen starten meist ab 50 Euro, monatliche Auszahlpläne oft schon ab 25 Euro, aber achte auf die Mindestanlagesumme deines Portfolios.
Die gute Nachricht: Du musst nicht gleich alles auflösen, wenn du Geld brauchst. Bei den meisten Robo Advisor kannst du schon ab 50 Euro eine einmalige Auszahlung beauftragen. Für einen Auszahlplan reichen oft sogar 25 Euro pro Monat.
Aber Vorsicht: Jede Anlagestrategie hat eine Mindestanlagesumme. Das sind oft 1.000 bis 10.000 Euro, je nach Anbieter. Wenn dein Depot durch Marktschwankungen unter diese Grenze rutscht, bleibt es zwar aktiv.
Aber durch eine Auszahlung darfst du diese Mindestanlagesumme nicht unterschreiten. Wenn du das willst, musst du die gesamte Anlage liquidieren.
Beispiel: Du hast 5.000 Euro im Depot, die Mindestanlagesumme liegt bei 3.000 Euro. Du kannst maximal 2.000 Euro auszahlen lassen. Willst du mehr, musst du das komplette Depot auflösen.
Das ist ein wichtiger Unterschied zum Neobroker-Spieldepot, wo du bis auf den letzten Cent flexibel bist. Der Robo Advisor braucht ein gewisses Mindestvolumen, um dein Portfolio kosteneffizient nach der Strategie umsetzen zu können.
Auszahlpläne: Dein automatisiertes Zusatzeinkommen
Ein Auszahlplan zahlt dir monatlich einen festen Betrag aus, ideal für die Rente, als Ergänzung zum Gehalt oder zum systematischen Entsparen.
Welche Robo Advisor Entnahmepläne anbieten, erfährst du in unserem Robo Advisor Vergleich.
Stell dir vor, du bist 60 Jahre alt und hast 300.000 Euro im Robo Advisor. Du willst nicht mehr Vollzeit arbeiten, aber komplett aufhören willst du auch nicht.
Perfekte Lösung: Du richtest einen Auszahlplan über 1.500 Euro pro Monat ein. Der Robo Advisor verkauft automatisch jeden Monat die nötigen Wertpapiere und überweist dir das Geld. Dein Portfolio bleibt weiter investiert und arbeitet für dich.
Die Einrichtung ist einfach: Du gibst den monatlichen Betrag ein, wählst optional ein Start- und Enddatum, und fertig. Die meisten Anbieter zahlen am ersten oder dritten Werktag des Monats aus. Manche zeigen dir sogar an, wie lange dein aktueller Depotbestand bei dieser Auszahlungsrate reicht.
Der große Vorteil: Auch während der Auszahlphase bleibt dein Geld investiert. Anders als bei einem Bankauszahlplan, wo das Geld auf einem unverzinsten Konto liegt, profitierst du weiter von den Renditen der Aktienmärkte.
Natürlich kann der Depotwert schwanken. Aber langfristig hast du deutlich bessere Chancen auf eine höhere Rendite als mit Tagesgeld oder einem klassischen Banksparplan.
Wichtig: Wenn dein Depotbestand zu niedrig wird, stoppt der Auszahlplan automatisch. Der Robo Advisor schützt dich also davor, mehr zu entnehmen, als vorhanden ist.
Was beim Rebalancing passiert: Dein Portfolio bleibt im Gleichgewicht
Bei jeder Auszahlung verkauft der Robo Advisor intelligent: Er nutzt die Gelegenheit fürs Rebalancing und hält deine Anlagestrategie konstant.
Hier zeigt sich die wahre Stärke des Robo Advisors. Wenn du 5.000 Euro auszahlen lässt, verkauft er nicht einfach wahllos irgendwelche Wertpapiere. Stattdessen prüft er zuerst, welche Positionen in deinem Portfolio übergewichtet sind. Diese werden dann zuerst verkauft.
Beispiel: Deine Strategie sieht 60 % Aktien und 40 % Anleihen vor. Weil Aktien in den letzten Monaten gut gelaufen sind, liegt dein Portfolio jetzt bei 65 % Aktien und 35 % Anleihen.
Bei der Auszahlung verkauft der Robo Advisor bevorzugt Aktien-ETFs, um dein Portfolio wieder auf 60/40 zu bringen.
Das ist emotionsfreies, professionelles Handeln. Du verkaufst automatisch die Gewinner und hältst die Verlierer. Genau das Gegenteil von dem, was die meisten Privatanleger machen, wenn sie selbst verkaufen müssen.
Bei Einzahlungen funktioniert es umgekehrt: Der Robo Advisor kauft bevorzugt die untergewichteten Positionen. So bleibt deine Strategie immer stabil, egal ob du ein- oder auszahlst.
Liquidation: So löst du dein komplettes Depot auf
Die vollständige Auflösung funktioniert genauso einfach wie eine Teilauszahlung, aber beachte, dass ein Account ohne aktive Anlage bei vielen Anbietern nicht möglich ist.
Vielleicht willst du komplett aussteigen. Du brauchst das Geld für ein Haus, einen Umzug ins Ausland oder du bist mit dem Robo Advisor unzufrieden.
Kein Problem. Du gehst in die Detailansicht deiner Anlage, wählst "Einmalige Auszahlung" und schiebst den Regler auf 100 %. Der Robo Advisor verkauft alle Wertpapiere und überweist dir den kompletten Betrag.
Wichtig: Bei den meisten Anbietern kannst du keinen leeren Account haben. Wenn du deine letzte Anlage liquidierst, musst du gleichzeitig das komplette Konto kündigen.
Die Liquidation dauert in der Regel 3 bis 5 Werktage. Das genaue Datum wird dir vorher angezeigt. Bei manchen Anbietern werden die Verkäufe für alle Kunden gebündelt ausgeführt, also nicht sofort, sondern zum nächsten Handelstermin (meist einmal alle 5 Werktage).
Achtung bei Lastschriften: Wenn du in den letzten 8 Wochen per Lastschrift eingezahlt hast, kann die Auszahlung dieser Beträge blockiert sein. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme gegen Betrug. Die Wertpapiere werden trotzdem verkauft, aber das Geld wird erst nach Ablauf der Frist ausgezahlt. Das kann nerven, ist aber aus Sicherheitsgründen sinnvoll.
Flexibilität ohne Verkaufsdruck: Der Unterschied zur Bank
Anders als bei klassischen Bankprodukten gibt es beim Robo Advisor keine Kündigungsfristen, Strafzinsen oder Verkaufsdruck. Du zahlst nur die üblichen Spreads beim Wertpapierverkauf.
Hier zeigt sich ein riesiger Vorteil gegenüber klassischen Bankanlagen. Bei vielen Bankfonds oder geschlossenen Investmentprodukten gibt es Kündigungsfristen von mehreren Monaten.
Bei manchen zahlst du Rücknahmegebühren oder Strafzinsen, wenn du vorzeitig aussteigst.
Beim Robo Advisor? Nichts davon.
Du kannst jederzeit, ohne Angabe von Gründen, Geld entnehmen oder das komplette Depot auflösen. Die einzigen Kosten, die entstehen, sind die normalen Spreads beim Verkauf der ETFs. Das sind meist wenige Basispunkte und damit vernachlässigbar.
Diese Flexibilität ist Gold wert. Dein Leben ändert sich. Vielleicht brauchst du plötzlich Geld für eine Geschäftsidee oder eine Gelegenheit, die sich bietet. Mit dem Robo Advisor bist du nicht gefangen. Du kannst reagieren, ohne dass dich das teuer zu stehen kommt.
Sicherheit bei Ein- und Auszahlungen
Alle Zahlungen laufen über dein Referenzkonto, werden in der Regel per mTAN geschützt und sind in deinem Orderbuch nachvollziehbar, Sicherheit hat oberste Priorität.
Ein wichtiger Punkt, den viele unterschätzen: Sicherheit. Bei einem Robo Advisor sind Ein- und Auszahlungen durch mehrere Ebenen geschützt.
Erstens: Das Referenzkonto. Alle Zahlungen gehen nur dorthin. Das verhindert, dass jemand, der Zugriff auf deinen Account bekommt, einfach das Geld auf sein eigenes Konto umleiten kann.
Zweitens: Die mTAN-Absicherung. Jede Auszahlung muss per TAN bestätigt werden. Selbst wenn jemand dein Passwort hat, kann er ohne dein Handy keine Auszahlung veranlassen.
Drittens: Die SSL-Verschlüsselung. Alle Daten werden verschlüsselt übertragen. Das ist Standard, aber trotzdem wichtig zu wissen.
Viertens: Das Orderbuch. Jede Transaktion wird dokumentiert. Du kannst jederzeit nachsehen, welche Zahlungen wann ausgeführt wurden. Wenn dir etwas komisch vorkommt, siehst du es sofort.
Anpassungen jederzeit möglich: Auszahlpläne ändern oder stoppen
Du kannst die Höhe deiner monatlichen Auszahlungen jederzeit anpassen, pausieren oder komplett stoppen, ohne Gebühren oder Kündigungsfristen.
Leben ist dynamisch. Vielleicht merkst du nach drei Monaten, dass 1.000 Euro Auszahlung zu viel sind und dein Depot zu schnell schrumpft. Oder du brauchst plötzlich 1.500 Euro statt 1.000 Euro. Kein Problem.
Du loggst dich ein, öffnest deine Anlage und änderst den Auszahlplan. Die Änderung gilt ab dem nächsten Monat. Es gibt keine Gebühren für die Änderung oder Stornierung. Das ist echte Flexibilität.
Viele Anbieter zeigen dir sogar in Echtzeit, wie sich deine Änderungen auf die Lebensdauer deines Depots auswirken. Du siehst sofort: "Bei 1.500 Euro Auszahlung reicht mein Depot noch 12 Jahre statt 16 Jahre." So kannst du informierte Entscheidungen treffen.
Das ist ein Luxus, den du bei klassischen Bankprodukten nicht hast. Dort musst du oft einen Beratertermin vereinbaren, Formulare ausfüllen und warten. Beim Robo Advisor regelst du das in zwei Minuten online.
Steuern nicht vergessen: Was bei Auszahlungen zu beachten ist
Jede Auszahlung ist ein Verkauf von Wertpapieren und das bedeutet: Abgeltungssteuer auf realisierte Gewinne.
Hier wird es steuerlich relevant. Wenn du Geld auszahlen lässt, verkauft der Robo Advisor Wertpapiere. Und das bedeutet: Du realisierst Gewinne oder Verluste.
Gewinne werden mit der Abgeltungssteuer belastet (25 % plus Soli plus eventuell Kirchensteuer). Der Robo Advisor führt die Steuer automatisch ab, sofern du keinen Freistellungsauftrag hast oder dieser bereits ausgeschöpft ist.
Der Vorteil beim Robo Advisor: Du musst dich um nichts kümmern. Die Depotbank wickelt alles ab. Du bekommst am Jahresende eine Steuerbescheinigung und fertig.
Aber bedenke: Jede Auszahlung kann steuerpflichtige Gewinne auslösen. Wenn du flexibel Geld brauchst, kann es steuerlich klüger sein, lieber einen Kredit aufzunehmen, als dein Depot anzutasten.
Das klingt paradox, aber bei niedrigen Zinsen und hohen Buchgewinnen kann das durchaus sinnvoll sein.
Ich persönlich nutze diese Strategie bei kleineren, kurzfristigen Liquiditätsengpässen. Anstatt 10.000 Euro aus dem Depot zu ziehen und Steuern auf Gewinne zu zahlen, nehme ich lieber einen kurzfristigen Kredit und zahle diesen in drei Monaten zurück. So bleiben meine Positionen im Depot, laufen weiter, und ich verschiebe die Steuerlast in die Zukunft.
Typische Fehler bei Auszahlungen vermeiden
Die drei häufigsten Fehler sind: Panikverkäufe im Crash, zu hohe Entnahmeraten und das Vergessen der Mindestanlagesumme.
Aus meiner Beobachtung und eigenen Erfahrung sind das die klassischen Fehler:
Fehler 1: Panikverkäufe im Crash. Im März 2020 haben viele Anleger Geld abgezogen, als die Kurse einbrachen. Verständlich, aber fatal. Sie haben ihre Verluste realisiert und die Erholung verpasst. Der Robo Advisor hält deine Strategie, aber er kann dich nicht vor dir selbst schützen. Wenn du in Panik verkaufst, ist das Spiel vorbei.
Fehler 2: Zu hohe Entnahmerate. Manche Leute richten einen Auszahlplan über 1.000 Euro ein, obwohl ihr Depot nur 50.000 Euro groß ist. Das sind fast 25 % Entnahme pro Jahr. So ein Depot ist in wenigen Jahren leer. Die sichere Entnahmerate liegt langfristig bei 3−4 % pro Jahr, nicht bei 20 %.
Fehler 3: Mindestanlagesumme vergessen. Du willst 8.000 Euro auszahlen lassen, dein Depot hat 10.000 Euro, die Mindestanlagesumme liegt bei 5.000 Euro. Das geht nicht. Du kannst maximal 5.000 Euro auszahlen. Viele Anleger kennen die Mindestanlagesumme ihrer Strategie nicht und wundern sich dann, dass die Auszahlung abgelehnt wird.
Auszahlungen beim Robo Advisor sind unkompliziert, aber nicht sorglos
Der Robo Advisor macht es dir leicht, an dein Geld zu kommen. Keine Kündigungsfristen, keine Rücknahmegebühren, keine nervigen Beratergespräche. Einloggen, Auszahlung beauftragen, nach wenigen Tagen ist das Geld da.
Aber diese Freiheit hat auch eine Kehrseite: Du musst diszipliniert sein. Der Robo Advisor führt deine Strategie aus, aber er kann dich nicht davon abhalten, dumme Entscheidungen zu treffen. Wenn du im Crash verkaufst, hält er dich nicht auf. Wenn du dein Depot mit zu hohen Auszahlungen leerräumst, gibt es keine Warnung.
Deshalb gilt: Nutze die Flexibilität, aber sei klug. Ein Auszahlplan ist ein mächtiges Werkzeug für die Rentenphase oder den Vorruhestand. Aber während des Vermögensaufbaus solltest du dein Geld lieber für dich arbeiten lassen.
Meine Empfehlung: Leg dir eine klare Regel fest, wann du Geld aus dem Robo Advisor entnimmst. Zum Beispiel: "Erst ab 55 Jahren" oder "Nur für echte Notfälle, nie wegen Marktschwankungen". Und dann halt dich dran.
So bleibt dein Kerndepot das, was es sein soll: der stabile Anker deiner Vermögensaufbau-Strategie – ruhig, regelbasiert, emotionsfrei.
